KDFB Rendezvous mit Nabila Espanioly aus Nazareth

Seit 30 Jahren hält der Katholische Deutsche Frauenbund (KDFB) Diözesanverband Speyer enge Beziehungen zu Nabila Espanioly und unterstützt das von ihr 1989 gegründete Frauenzentrum Al-Tufula in Nazareth, eine Einrichtung, die sich auf frühkindliche Bildung und die Förderung von Frauen konzentriert. Der Weltgebetstag (WGT) wurde in diesem Jahr von palästinensischen Frauen vorbereitet. Durch den Überfall der Hamas am 7. Oktober 2023 hatte das WGT-Thema „…durch das Band des Friedens“ eine intensive Bedeutung gewonnen. Nabila Espanioly, die anlässlich des WGT zu Gast im Diözesanverband Speyer war, gab am 3. März in der Gesprächsreihe „KDFB Rendezvous…“ einen tiefen Einblick in die Situation ihres Landes und der palästinensischen Frauen. Über 60 Frauen und einige Männer waren der Einladung ins Pastoralseminar nach Speyer gefolgt.

Nabila Espanioly, die zwischen 1980 und 1987 in Bamberg studiert hatte, ist seit Jahrzehnten Friedensaktivistin in ihrer von Terror und Zerrissenheit gebeutelten Heimat. 2007 wurde ihr der Aachener Friedenspreis für ihre Verdienste verliehen. Doch in diesen Wochen müsse sie die Mitstreiter*innen im Kampf für ein friedliches Zusammenleben „mit der Pinzette suchen“, so Espanioly. Viele Frauen seien persönlich betroffen von Gewalt und den schrecklichen Auswirkungen des Kriegs. Es herrsche eine kollektive Rachehysterie auf beiden Seiten und die Idee, die Probleme mit Gewalt und Krieg lösen zu können. „Aber jeder Krieg schafft hunderttausend neue Probleme!“.

Vorsitzende Monika Keggenhoff (links) mit Nabila Espanioly und Bildungsreferentin Christine LormesBild: KDFB/ S. Schwab

Vorsitzende Monika Keggenhoff (links) mit Nabila Espanioly und Bildungsreferentin Christine Lormes Bild: KDFB/ S. Schwab

Traumatisierte Kinder finden Schutz und Hilfe durch das Al-Tufula Zentrum

Das Al-Tufula Zentrum blieb zu Kriegsbeginn zunächst geschlossen, die 80 betreuten Kinder mussten zu Hause bleiben. Besonders Kinder erleben den Kriegsausbruch mit Raketenbeschuss als traumatisierend. Nabila Espanioly vermeidet es, sich die Bilder aus Gaza in den Medien anzusehen. Es mache sie hilflos und wütend. Sie verwendet ihre Energie und Emotionen lieber für den Aufbau konstruktiver Hilfsangebote. So haben ihre Mitarbeiterinnen für die Familien mit Kindern kleine Hilfspakete (Kits) mit Spiel- und Malsachen, Büchern und Bastelmaterial zusammengestellt, zunächst 1.000 Stück, dann weitere 2.000. Nabila ist auch Autorin mehrerer Kinderbücher, die auf Arabisch und Hebräisch verfasst wurden und die die Geschichte und die Situation der Palästinenser*innen in kindgerechter Weise darstellen, ein Medium als Friedensbrücke zwischen Juden und dem palästinensischen Volk.

„Menschenrechte sind unteilbar“

KDFB-Bildungsreferentin Christine Lormes moderierte den Nachmittag. Auf ihre Frage nach dem wachsenden Problem der Gewalt an Frauen in Kriegsgebieten meinte Nabila: „Frauen sind doppelt diskriminiert in Palästina: als Frauen in einer patriarchalischen Gesellschaft und als Palästinenserinnen in Israel. Nun kommt die Instrumentalisierung des Körpers der Frau hinzu und Vergewaltigung wird als Kriegswaffe eingesetzt. Als Feministin und Kämpferin für die Rechte von Frauen,“ meint Nabila, „setze ich mich für alle Frauen ein, die verletzt und unterdrückt werden. Die Menschenrechte sind unteilbar, sie gelten nicht nur für die Israelis oder nur für die Araber, sondern für alle Menschen.“ Mit ihrem Frauenzentrum schenkte Nabila Espanioly in den vergangenen Jahrzehnten vielen Frauen Hoffnung und stärkte ihr Selbstbewusstsein.

Eindringliche Bitte an Außenministerin Annalena Baerbock

Um aktiv etwas zur Verbesserung der Situation von Frauen und Kindern in Palästina zu tun, bat Christine Lormes die Anwesenden, eine an Außenministerin Annalena Baerbock gerichtete Aktion zu unterstützen. Bezugnehmend auf die Leitlinien für feministische Außenpolitik werden in den nächsten Tagen viele Briefe von KDFB-Frauen und weiteren Teilnehmenden dieses Nachmittags im Außenministerium eintreffen, mit der Bitte, sich für ein sofortiges Ende des Krieges und umfassenden Schutz von Frauen und Kindern einzusetzen.

Nach anregender Gesprächs- und kurzer Fragenrunde bedankte sich die Diözesanvorsitzende Monika Keggenhoff bei Nabila Espanioly für ihren berührenden Vortrag. „Es durften schwierige Fragen gestellt werden. Wir stellen sie nun an Frau Baerbock. Danke, Nabila!“

Der Brief an Außenministerin Baerbock steht hier zum Herunterladen bereit: Brief zum Download

Er kann ausgedruckt, ggf. mit einer persönlichen Aussage ergänzt und per Post an das Auswärtige Amt gesendet werden.

KDFB Rendezvous mit Nabila Espanioly aus Nazareth

Die Anwesenden folgten aufmerksam dem Bericht von Nabila Espanioly. Bild: KDFB/ A. Waller

Spendenmöglichkeit für das Bildungszentrum Al-Tufula

Allen, die die notwendige und wertvolle Arbeit des Bildungszentrums Al-Tufula in Nazareth unterstützen möchten, bietet der KDFB DV Speyer die Möglichkeit an, ohne Gebühren für die Auslandsüberweisung zu spenden. Es ist ein Spendenkonto eingerichtet; für Spenden über 300,00 Euro stellt der KDFB Diözesanverband Speyer e.V. eine Spendenbescheinigung aus.

Empfänger: KDFB Diözesanverband Speyer e.V. Spenden- und Projektekonto

IBAN: DE19 7509 0300 0100 0584 83

BIC: GENODEF1M05

Verwendungszweck: Al-Tufula

 

Text: KDFB/ Sigrid Schwab